Der ehemalige Abgeordnete war publikumswirksam aus der gabunischen Regierungspartei ausgetreten. Dafür muss er einen hohen Preis zahlen.
Im Juli 2016 ist Staatspräsident Ali Bongo, der bei den Wahlen von August 2016 erneut kandidiert, auf Wahlkampftour unterwegs. Als er 23. Juli im Departement Haut-Ntem Halt macht, gibt Bertrand Zibi Abeghe, lokaler Abgeordneter der Regierungspartei PDG, mitten in einer Wahlveranstaltung und in Anwesenheit von Ali Bongo, seinen Austritt aus der Partei bekannt.
Nach einem intransparenten Wahlprozess wird am 31. August 2016 das umstrittene Wahlergebnis verkündet: Ali Bongo wird zum Sieger erklärt. Noch in der gleichen Nacht wird Bertrand Zibi Abeghe im Hauptquartier des Oppositionskandidaten Jean Ping festgenommen. Die ersten vier Tage seiner Haft verbringt er in der Generaldirektion Ermittlungen (Direction générale des recherches – DGR), ohne Kontakt zur Aussenwelt. Er wird Opfer von Gewalt. Anschliessend wird er in das Zentralgefängnis von Libreville gebracht.
Beweismittel wurde nie analysiert
Am 25. September 2017, nach achtmonatiger Untersuchungshaft, informiert das gabunische Justizsystem Bertrand Zibi Abeghe, dass er wegen «illegalen Besitzes einer Schusswaffe» strafrechtlich verfolgt wird. Die gabunischen Behörden weigern sich bis heute, die Waffe analysieren zu lassen – trotz Anträgen der Verteidigung.
Anfang Juli 2019 fordert das Strafgericht von Libreville die Höchststrafe von zehn Jahren für Bertrand Zibi Abeghe.
Der ehemalige Abgeordnete wird am 23. Juli 2019 in Libreville wegen «Gewalt und Tätlichkeiten» sowie «illegalem Besitz einer Feuerwaffe» zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Anwälte haben Berufung angemeldet.
Die Prozessakte ist leer
Bertrand Zibi Abeghes Anwälte haben mehrere Anträge auf vorläufige Freilassung gestellt. Der Untersuchungsrichter lehnte sie jedes Mal ab. Laut Bertrands Anwalt Jean-Paul Méthode Imbong Fady ist die Akte seines Mandanten leer. Bertrand Zibi Abeghe ist ein politischer Gefangener, der festgenommen wurde, weil er die Unverfrorenheit besass, während des Wahlkampfs in Anwesenheit des Präsidenten der Republik aus der Regierungspartei auszutreten.
Bertrand Zibi Abeghe wurde in Haft mehrmals angegriffen. Am 15. Januar 2018 wurde er zusammengeschlagen, nachdem in der Zelle, die er mit anderen Häftlingen teilte, ein Mobiltelefon entdeckt wurde. Er wurde angekettet und ihm wurde eine Kapuze über den Kopf gezogen. Zehn Männer verprügelten ihn, bis er das Bewusstsein verlor. Anschliessend kam er wegen «Mobiltelefon-Besitzes» in Isolationshaft. Seine Anwälte, die ihn zwei Tage später besuchten, berichteten, Bertrand Zibi Abeghe sei verstört gewesen. Er konnte nur schwer gehen und sein Körper war voller Blutergüsse. Er berichtete, dass er drei Tage lang nichts gegessen oder getrunken habe. Die Anwälte reichten eine Anzeige wegen Folter ein. Diese wurde ohne Begründung zurückgewiesen.
Tagelang kein Essen und Trinken
Bertrand Zibi Abeghe wurde wiederholt über mehrere Tage hinweg Nahrung und Wasser vorenthalten. Er war auch von ungerechtfertigten Disziplinarmassnahmen betroffen, wie Isolationshaft in einer extrem heissen Zelle mit nur wenigen Luftlöchern und ohne Licht.
Mittlerweile sitzt Bertrand Zibi Abeghe zusammen mit etwa neunzig anderen Gefangenen seit fast vier Jahren im Disziplinartrakt «C.A.» in Haft. Die Haftbedingungen sind hart. Es gibt ein einziges WC für alle. In seiner etwa zwei mal zwei Meter grossen Zelle sind acht Häftlinge untergebracht. Die Hitze ist schwer zu ertragen.
Schreiben Sie Bertrand Zibi Abeghe :
ACAT-France – GABUN
Action NDV 2020
Bertrand Zibi Abeghe
7, rue Georges Lardennois
75019 Paris
Frankreich
ACAT-Frankreich leitet Ihre Nachrichten weiter.