David A. Sneed ist 58 Jahre alt, psychisch krank und kognitiv beeinträchtigt. Er sitzt seit 34 Jahren in der Todeszelle in Ohio. Seit 2017 weiss er, dass er hingerichtet wird.
Ein erster Hinrichtungstermin wurde für den 1. August 2018 geplant und auf den 9. Dezember 2020 verschoben.
Grundsätzlich haben zum Tod Verurteilte die gleichen Rechte wie alle anderen Gefangenen auch. Diese Rechte werden durch die Nelson-Mandela-Regeln garantiert. In den meisten ihrer Todestrakte verletzen die Vereinigten Staaten jedoch einen grossen Teil dieser Mindeststandards. Davids Situation kommt in mehrfacher Hinsicht der Folter gleich:
Verlängerte Einzelhaft
Die 141 zum Tod Verurteilten in Ohio werden mindestens zwanzig Stunden am Tag in Einzelhaft gehalten, oft noch länger. Eine längere Einzelhaft auf unbestimmte Zeit und länger als fünfzehn Tage stellt eine grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe oder, je nach Fall, Folter dar.
Tote Ratten in den Zellen
Die Verurteilten dürfen nur an fünf Tagen pro Woche eine Stunde nach draussen gehen. Besuch ist nur zweimal monatlich gestattet. Pro Mal dürfen nicht mehr als zwei Besuche empfangen werden, insgesamt stehen dafür jeweils vier Stunden zur Verfügung. Physischer Kontakt ist nicht erlaubt. Zudem haben mehrere Verurteilte bereits angegeben, dass das Gefängnis schmutzig, alt und sehr heruntergekommen ist. Dadurch würden viele von ihnen erkranken. Einige haben tote Ratten gefunden. Das Wasser ist nicht trinkbar.
Todestraktsyndrom
Das Todestraktsyndrom steht für psychische Störungen, die in der Todeszelle aufgrund der ständigen Unsicherheit und Angst vor der Hinrichtung auftreten. Im Fall von David schwebt dieser Schatten seit drei Jahren sehr konkret über ihm.
Das Fair Punishment Project (das mit der Harvard Law School zusammenarbeitet) will durch rechtliche Schritte, öffentliche Statements und Bildungsinitiativen ein faires und verantwortungsbewusstes Justizsystem aufbauen. Das Projekt besteht aus einer Studie über die Verurteilten, die zwischen 2017 und 2022 in Ohio hingerichtet werden sollen. Es stellte sich heraus, dass David Sneed an einer psychischen Erkrankung leidet und eine kognitive Beeinträchtigung aufweist, die an eine geistige Behinderung grenzt. Bei ihm wurde «eine schwere manische bipolare Störung und eine schizoaffektive Störung mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen» diagnostiziert. Sein IQ ist deutlich unterdurchschnittlich. Bei seinem Prozess waren sich zwei Psychiater einig, dass seine Geisteskrankheit und seine verminderten intellektuellen Fähigkeiten ihn daran hinderten, die Kriminalität seiner Handlungen zu verstehen. David wurde als Kind körperlich und sexuell schwer missbraucht und vernachlässigt. Er wurde abwechselnd von Mitgliedern seiner Pflegefamilie, einem Nachbarn und dem Partner seiner Mutter missbraucht.
All diese mildernden Umstände hätten sein Todesurteil verhindern und auf jeden Fall seine Hinrichtung verbieten sollen.
In den Vereinigten Staaten ist es illegal, eine Person mit einer Entwicklungsstörung und / oder einer psychischen Erkrankung hinzurichten. Durch die Psychopharmaka, die er einnimmt, scheint David jedoch stabilisiert zu sein. Dadurch können die Behörden diesen Aspekt ignorieren.
Schreiben Sie David (auf Englisch):
David Sneed A192040
Chillicothe Correctional Institution
PO Box 5500
Chillicothe, OH 45601
Vereinigte Staaten